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Kreativ Stellung beziehen. Politische Themen müssen kein Felsblock sein.

Wenn man nicht unter einen Stein lebt, ist man heutzutage fast dazu gezwungen zu bestimmten Themen politisch Stellung zu beziehen. Meiner Meinung nach sollten sich auch GrafikerInnen fragen, für wen sie arbeiten und welche Unternehmen und Marketinglügen sie unterstützen. Dass man auch in unserem Arbeitsbereich Dinge kritisch ansprechen kann und soll, liegt auf der Hand. Durch nichts erreicht man seine Mitmenschen einfacher, als durch ein starkes Bild. So ist es im Laufe der letzen Jahrzehnte GrafikerInnen immer wieder gelungen politische Ikonographien zu schaffen. Man denke nur an die bekannte Che Guevara Illustration von Jim Fitzpatrick, das Obama „Hope“ Poster von Shepard Fairey oder die Klimawandelkampagne von Robin Wood umgesetzt von Grabarz & Partner.

Auch ich habe vier große Themenbereiche, die mich interessieren, faszinieren und bereits eine lange Zeit begleiten. Welche das sind und die passenden Illustrationen dazu, findet ihr hier.

Feminismus

Ein Thema, von dem ich als Frau direkt betroffen bin. Da es den homogenen Feminismus nicht gibt und jeder seine eigene Definition hat, schnell eine Begriffserklärung: Für mich bedeutet Feminismus, dass alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts gleich behandelt werden. Leider ist dieser Zustand in keiner bekannten Gesellschaft verwirklicht. Vor allem in den westlichen Lebenswirklichkeiten herrscht eine zutiefst subtile Unterdrückung der Frau vor, auch nach über hundert Jahren Kampf dagegen (von der offensichtlichen und z.T. grausamen Unterdrückung der Frau außerhalb Europas will ich gar nicht erst anfangen). Gerade diese mitunter subtile strukturelle Ungleichheit zwischen Mann und Frau in unserer Gesellschaft macht es mitunter sehr schwer, selbst als Frau Beeinträchtigung und Unterdrückung zu erkennen, selbst wenn man sich direkt in solch einer Situation befindet. Weil dieses Thema so komplex, unterschiedlich und polarisierend ist, finde ich es wichtig, mittels Bildern eine klare Botschaft zu senden, die die Problematik immer wieder ins Bewusstsein ruft.

Umweltschutz & Klimawandel

Noch so ein polarisierendes Thema. Doch auch wenn man sich gern als Klimaleugner in emotionalen und angstfreien Sicherheiten wiegen möchte, der Klimawandel ist da und wird spätestens den folgenden Generationen enorme Probleme bereiten. Die Welt, wie wir sie kennen und konsumieren, wird es nicht mehr lange geben. Um das zu erkennen und zu verstehen, muss man kein Untergangsprophet, Schwarzmaler oder Verschwörungstheoretiker sein. Es ist so, Punkt. Da dem so ist, fühle ich mich als Grafikerin dazu aufgefordert, auch bei diesem Thema meine Fähigkeiten einzusetzen und mittels Illustrationen die Menschen zu erreichen, wachzurütteln, zum Handeln zu bewegen. Auch wenn es uns nicht gefällt, der Klimawandel geht uns alle an und wir können alle etwas tun.

Ernährung

Eng mit dem Klimawandel gekoppelt, ist die Frage unserer Ernährung. Auch hier haben unsere entsprechenden Entscheidungen einen direkten Einfluss auf das Klima und die Naturzerstörung. Abseits dieses Aspektes gilt: du bist, was du isst. Und das ist wortwörtlich gemeint. Laut WHO ist industriell verarbeitete Wurst (auch jene mit niedlichem Bärchenmotiv) schädlicher für unsere Gesundheit als eine Zigarette. Erschreckend, nicht wahr? Je mehr man forscht, umso deutlich wird, dass die Einnahme aller industriell verarbeiteten Nahrungsmittel (ja, Fast Food gehört dazu, ist sozusagen die Mutter (oder der Vater?) aller industriell verarbeiteten Lebensmittel) einen direkten Einfluss auf unsere Psyche hat. Und hier zeigt sich, an einem Happy Meal ist gar nichts happy. Im Gegenteil, solche Nahrung kann in emotionaler Hinsicht von Depression bis Aggression so ziemlich alles Negative in uns auslösen was wir nicht wollen. Leider wissen das nicht viele, da es uns keiner sagt und die herkömmliche Werbung mit dem Gegenteil wirbt. Eine Baustelle, in der wir Grafiker als Aufklärer und Mahner unbedingt gefragt sind.

Willkommen in Trumpistan

It is what it is. Wenn einem die Debatte um den Feminismus, der alles verändernde Klimawandel und die Bedrohung unserer Welt im Allgemeinen nicht genug Besorgnis verschafft, dem lehrte die USA in den letzten dreieinhalb Jahren das Fürchten. Es ist doch erstaunlich, dass ein Mann, der offensichtlich höchst kriminell ist, Präsident werden konnte. Seitdem jagt ein Skandal den nächsten, ein demokratisches System mit Vorbildfunktion wird in Echtzeit demontiert. Währenddessen verfällt die eine Hälfte der Welt scheinbar in Schockstarre, während die andere Hälfte applaudiert und ungehemmten Polarismus und Hass frönt. Diese Entwicklung, die inzwischen global ist, macht mir Angst. Mein Traum ist es, dass Kriminelle als solche behandelt werden und Menschen mit Verstand und vor allem Anstand zu Staatsführern gewählt werden und sich dann als das verstehen, was sie sind: StaatsDIENER.